Mind-Map-Massaker

Eventuell ist es wirklich so, dass Herr Larbigs Vermutung mit der Mind-Map als „Methoden-Mythos“ die Realität gut reflektiert. Selbständig arbeiten nur sehr wenig Schüler mit der Mind-Map, obwohl sich diese Methodik wahrscheinlich für viele Referate anbieten würde.
Die Erstellung einer brauchbaren Mind-Map (z.B. für die Einführung in ein Themenfeld) ist jedoch nicht in fünf Minuten durchgeführt. Ich merke das selber, wenn ich Mind-Maps zur Wortschatz-Vorentlastung erstelle. Meistens schlage ich dafür zunächst ein Lehrbuch auf und schaue mir das gelistete Vokabular an. Danach kommt die gedankliche Strukturierung des Stoffes (u.a. die Gliederung der Unterthemen) und zum Schluss erst findet die Visualisierung mit Hilfe einer Mind-Map statt. Insofern fordert die Mind-Map hier bereits die Durchdringung eines Themas und ist somit kein Mittel dafür, wie allgemein gern behauptet. Daher rühren wahrscheinlich auch die Frustrationen bei der spontanen Erstellung einer Mind-Map an der Tafel oder im Heft, welche bei der finalen Betrachtung oftmals einem wilden Begriffsdschungel gleicht.
Meine Mind-Maps sind daher, wie schon in einem vorhergehenden Artikel dargestellt, sehr listenähnlich. Hier sind dafür noch einige andere Beispiele aus den Themenfeldern Sport, Wohnen und Diskussion.

Kioskgeflüster

Für die Arbeit mit jungen Deutschlernern authentische, aber nicht zu komplexe Texte herauszufiltern, stellt manchmal eine ziemlich hohe Hürde dar. Viele Artikel in Zeitungen und Zeitschriften sind für den Einsatz im Unterricht zu lang, zu detailverliebt und/oder strotzen nur so vor unbekanntem Vokabular. Um diesen Schwierigkeiten auszuweichen, greife ich in letzter Zeit häufig auf Beiträge in Jugendzeitschriften zurück. Diese kann man recht rasch für den Einsatz im DaF-Unterricht modifizieren:

  • In den neueren Ausgaben des „Spiesser“ gibt es jeweils einen Artikel, welcher eine bestimmte Frage an alle Schüler einer Klasse stellt. Diese philosophisch angehauchten Fragen lauten beispielsweise „Was ist Luxus?“ oder „Was ist gefährlich?“. Die Antworten der Schüler sind meistens kurz & knackig, so dass sie gut als Impuls für eine Diskussion (auch auf niedrigeren Niveaustufen) genutzt werden können.
  • Die Beiträge im „fluter“ haben im Allgemeinen ein höheres Niveau und sind wahrscheinlich erst ab B1-Niveau einsetzbar. Jedoch gibt es in jeder Ausgabe auch einen statistischen Teil, der vielfältige Einsichten in das jeweilige Oberthema gibt und auch als Impuls genutzt werden könnte. Dies kann unter anderem so realisiert werden, dass bestimmte Zahlen verdeckt werden und diese von den Schülern erraten werden müssen. Oftmals stellt sich dadurch ein schöner Aha-Effekt bei den Schülern ein.
  • Als klassische Jugendzeitschrift kann sicherlich „yaez“ gesehen werden. Hier werden vor allem Themen behandelt, welche in der Lebenswelt (pubertierender) Jugendlicher anzusiedeln sind. Ähnlich wie beim „Spiesser“ gibt es in jeder Ausgabe einen Beitrag, der eine Frage an mehrere Jugendliche richtet. Diese Fragen sind jedoch wesentlich konkreter, beispielsweise „Wie viel Taschengeld kriegst du & was machst du damit?“. Gerade in unteren Klassen kann dies also wiederum als Initialzündung für einen Schülerbeitrag genutzt werden.

Späte Nachlese

Die Konferenz (und damit auch der letzte Beitrag) ist nun auch wieder rund zwei Wochen her und eines ist auf jeden Fall hängengeblieben: So gut wie dort habe ich lange nicht mehr zu Abend gegessen. Ich dachte nicht, dass sich nach meinem Lehramtsstudium tatsächlich die Möglichkeit bietet, mal wie ein Consultant zu dinieren. Auch unsere Seminarräume waren diesmal keine speckigen Klassenzimmer, sondern hätten auch im neuen Wall-Street-Film keine schlechte Figur abgegeben.
Wie schon im vorigen Beitrag angedeutet waren sicherlich die interdisziplinären Aspekte der interessanteste Punkt der Konferenz. Man erfährt mal, was die anderen Sektionen für eine Philosophie vertreten oder wo es knackt. Viele Probleme haben erstaunlicherweise oftmals ein Profil, das andere auch andere Fachgruppen gut nachvollziehen können. Beispielsweise ist das Niederländisch der Schüler allgemein recht „wild“ und das merken natürlich auch die Kollegen der Naturwissenschaften.
Schön war es wieder einmal zu sehen, wie unterschiedlich doch Lehrertypen sein können. Es gab beispielsweise ein Seminar, welches sich mit der Entwicklung der einzelnen Lehrer auseinandersetzte. Folgende Fragen waren dabei unter anderem von Belang: Wann hat man sich zum ersten Mal als Lehrer gefühlt? Gab es überhaupt einen solchen Moment? Was waren die schönsten Momente während dieses Berufsweges? Die niederländische Lehrerausbildung läuft zeitläufig nicht so weitläufig wie die deutsche d.h. in den Niederlanden kann man sich auch erst am Ende des Studiums entscheiden, ob man dann doch in die Schule geht. Insofern gibt es manchmal sehr „schräge“ Karrieren, ohne dies jedoch gleich negativ bewerten zu wollen. Viele solcher Kollegen bauen eine hohe Identifikation mit dem Lehrerberuf während der Ausübung auf, ganz nach dem Motto „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent“. Vielleicht fehlt dieses Selbstverständnis manchen Lehrern, die mit der raschen Wahl für das Lehramt andere Hoffnungen verbanden (kurz: wenig Arbeit, viel Geld).
Die unterschiedlichen Typen an einer Schule kann man auch besonders gut abends am Tresen (und den Morgen danach) untersuchen. Ich gehöre dabei wahrscheinlich zur Mittelkategorie, also bis maximal Mitternacht ein paar kleine Biere trinken und dann ab ins Bett, um beim 9-Uhr-Seminar keinen allzu schweren Kopf zu haben.