Drei Wochen an einer Sommerschule unterrichten – das hört sich eigentlich relativ angenehm an. Nicht jedoch, wenn die Organisation unter einem radikalen Kostendruck steht und dadurch auch für die Lehrkräfte absurdeste Situationen entstehen:
- Es gibt für jeden Schüler ein Lehrbuch und auch für die Lehrer spezielle Exemplare mit didaktischen Erläuterungen und Hinweisen. Die Nutzung der Bücher wird jedoch enorm behindert, wenn keine CDs für die Hörübungen angeschafft werden und dadurch bestimmte Kapitel nicht durchgenommen werden können, da sie als inhaltliches Fundament einen Hördialog besitzen.
- Trotz einer Unmenge an Fehlern und entsprechender Hinweise vom Lehrpersonal werden die Einstufungstests seit Jahren nicht korrigiert.
- Ähnliches gilt für die Klassenlisten, wo die Namen der Schüler nur zu zirka 20 % korrekt geschrieben sind.
- Jeder Schüler soll in der Gruppe ein Multimedia-Projekt bearbeiten, genauer gesagt ein kleines Video drehen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Schüler eigene Kameras mit Zubehör haben und dies auch zum Kursort mitgenommen haben. Die Schule besitzt selbst keine solchen Geräte, nur vier Netbooks für insgesamt rund 200 teilnehmende Schüler sind vorhanden. Die Durchführung jener Projekte verläuft dementsprechend chaotisch, da auch auf kostenpflichtige Video-Software verzichtet wird. Eine Schulung der Lehrer gibt es ebenfalls nicht, jeder muss sich da irgendwie selbst einarbeiten.
Wie gehen die Lehrkräfte mit einer solchen Situation um? Verschieden, einige Leute versuchen das Chaos zu übertünchen und in Gemeinschaftsarbeit ein ansprechendes Kursprogramm für die Schüler zu organisieren. Der andere Typ Lehrer resigniert, versinkt in Zynismus und macht Dienst nach Vorschrift. In jedem Fall macht man sich lächerlich vor den Schülern.
Wie reagiert die Schulleitung auf die Kritik? Vor allem mit Durchhalteparolen, „flexibel bleiben“ und „das Beste aus der Situation machen“. Strukturelle Maßnahmen werden jedoch nicht ergriffen.