Vor einigen Tagen ist in den Niederlanden die Diskussion entfacht, ob Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 16 einige getrennte Unterrichtsstunden erhalten sollen. Dies bezieht sich dann nicht auf den Sportunterricht, sondern es geht an dieser Stelle vor allem um die naturwissenschaftlichen und sprachlichen Fächer. Diese Initiative wurde durch Wim Kuiper, den Vorsitzender des Verbandes der Christlichen Schulen in den Niederlanden, gestartet. Kuiper argumentiert vor allem auf neurologischer Ebene und geht davon aus, dass Vorgänge bei der Gehirnentwicklung einen bedeutsamen Faktor bei den schulischen Leistungen spielen. Jungs haben demnach in der Pubertät rund zwei Jahre Rückstand auf Mädchen und weisen dadurch vor allem in Fächern Probleme auf, die stark auf Kooperation und Selbständigkeit ausgerichtet sind. Kuipers vorrangiges Ziel ist es, gerade diese Fächer auf eine jungen-adäquate Weise unterrichten zu lassen.
Wie man auch zu diesen (meines Erachten recht bröckeligen) Argumenten stehen mag, interessant ist die neue Sichtweise bei dieser Diskussion: Die Probleme der Jungen werden in den Mittelpunkt gerückt, also dass sie weniger Schulabschlüsse erreichen, dass sie öfter die Klasse wiederholen müssen, nicht zu reden von den disziplinarischen Schwierigkeiten. Ein Versuch scheint es wert zu sein, so denkt auch das niederländische Schulministerium. Bis 2012 sollen erste Unterrichtsversuche analysiert und veröffentlicht werden.