Lessen in orde

Die Frage sei natürlich erlaubt, was der Titel denn bedeutet. Stümperhaft kann man ihn mit „Unterrichtsstunden in Ordnung“ übersetzen, aber was steckt wirklich dahinter? Geht es hier um didaktische oder fachinhaltliche Qualität? Kaum, es beschreibt eher das Problem, über das in der niederländischen Schulkultur ständig gesprochen wird: Die Klasse unter der Kontrolle halten, Lerndisziplin aufbauen und erhalten, Störungen diesbezüglich eliminieren. Kaum ein Seminar oder eine Diskussion im Lehrerzimmer, die sich nicht irgendwie damit auseinandersetzt. Der Erfolg und die Anerkennung eines Lehrers hängt vor allem davon ab, ob er seine Klasse im Griff hat. Fachdidaktische Methodik muss sich daran messen lassen, ob ich damit die Klasse noch im Zaum halten kann. Das ist ermüdend.

Ich habe nicht den Eindruck, dass das Thema „Disziplin in der Klasse“ in Deutschland so übermächtig in der allgemeinen pädagogischen Diskussion steht. Natürlich gibt es Debatten darüber, aber bei meinen bisherigen Schulerfahrungen war eher der Inhalt und die fachdidaktische Umsetzung entscheidend und es wurde nicht ständig ernsthaft bewogen, ob die Klassendisziplin „uit de hand lopen“ kann.

Eine „positive“ Folge dieser Problematik besteht darin, dass es sehr präsent ist und man auf solche unangenehmen Situationen in der Lehrerausbildung vorbereitet wird. Beispielsweise gibt es ein Seminar „groepsdynamica“, bei dem ein Teilnehmer eine fuchsteufelswilde Klasse zügeln muss. Dort kriegen ausgewählte „Plagegeister“ bestimmte Aufträge wie ununterbrochen summen oder dummdreiste Antworten geben und der „Lehrer“ darf sich dann als Dompteur beweisen. Diese Übungen sind bittersüß, weil man einerseits schmunzelt, andererseits eine gewisse Ohnmacht spürt. Patentrezepte für solche Situationen gibt es nun mal leider nicht.

Lehrer-Style

Immer wieder keimt das Thema auf, an welche Kleidungsstandards sich Lehrer denn halten sollten. Klar, man sollte am T-Shirt nicht erkennen können, was es letzten Montag in der Mensa zum Mittagessen gab. Aber ich bezweifele, dass man mehr allgemeine Ratschläge geben kann. Schüler, die jeden Samstag mit der Mutter die gleichgeschalteten Einkaufspassagen mittelgroßer Städte bevölkern, rümpfen natürlich über jeden die Nase, der nicht die aktuelle H&M-Herbstkollektion kennt. Jedoch denke ich, dass die meisten Schüler äußerst tolerant sind, wenn es um Kleidung geht. Nach einer kurzen Eingewöhnung ist es ihnen völlig egal, ob der Lehrer mit Schlabberpullover oder Laborkittel die Vokabeln abfragt. Schule braucht auch in dem Feld Variabilität, keine Stangenware.