Gibt es eigentlich Untersuchungen, in denen die Noten im Lehramtsstudium mit denjenigen während des Referendariats verglichen werden? Ausgangspunkt meiner Frage ist der Artikel über eine in der Warteschleife hängende Lehramtsanwärterin aus Thüringen.
Gerade der zweite Absatz reproduziert munter den Mythos, dass Lehramtsstudenten allgemein zu wenige Praktika absolvieren. Zumindest für den Studienort Thüringen kann ich sagen, dass dies in der Radikalität wohl nicht mehr zutrifft. Die Zeiten, in denen als Praktikum sechs Wochen signiertes Rumhocken in einer Provinzschule für das Erste Staatsexamen ausreichten, sind längst vorbei. Heute sind mehr als 300 Stunden Vor-Praktikum in einem sozialen Umfeld sowie ein mit Seminaren begleitetes Praxissemester Pflicht. Nun wird unter Studenten wieder eher über einen Mangel an Fachveranstaltungen geklagt, dort wird dann schließlich die Studienzeit abgezogen.
Was mich an dem obengenannten Artikel stört ist der Grundtenor: Wer durchgängig hervorragende Noten im Studium kriegt, dem müssen ja per se die sozialen Fertigkeiten abgehen, um ein guter Lehrer zu werden. Fachliche Exzellenz geht an der Schule unter, lehrt an den Schülern vorbei. Warum sollte es aber nicht in die komplett andere Richtung gehen? Kann der Fachidiot nicht unbedingte Kompetenz ausstrahlen, Neugier und Begeisterung erwecken und diese Energie an die Schüler weitergeben?
Monat: Oktober 2011
Von Spaghetti und Tellern
Einige für den Deutschunterricht erstellten Mind-Maps habe ich auf Italienisch getrimmt, jedenfalls jene zu den Themen „Essen und Trinken“ und „Medien“.
Wenn ein Reisender
Ich kann mich an kaum ein Buch erinnern, bei dem mich Anfang und Ende so gut unterhielten wie bei Italo Calvino „Se una notte d’inverno un viaggiatore“ (deutscher Romantitel: Wenn ein Reisender in einer Winternacht). Zu Beginn des Buches wird der Leser direkt angesprochen, dass er gerade beginnt, den neuen Roman von Italo Calvino zu lesen. Der Leser solle sich entspannen und sich von den Dingen der unmittelbaren Umgebung ablösen, beispielsweise den Fernseher ausschalten (heute wohl eher Facebook ausmachen) und die ihn umgebenden Leute um Ruhe bitten. Was dann folgt ist ein zweigeschnittener Lektüreverlauf mit einer Binnen- und einer Rahmenerzählung. Die zehn Binnenerzählungen sind – zumindest auf den ersten Blick – zufällig angeordnete Referenzen auf verschiedene Erzähltraditionen (Kafka, Rulfo, Romantik …). Der im ersten Kapitel angesprochene Leser stößt auf die jeweiligen Erzählungen im Verlauf einer wahrhaft literarischen Reise durch Buchhandlungen, Universitätsseminare, Verlage und Bibliotheken. Quasi am Ende dieser Irrfahrt trifft der Leser auf andere Lesende und sie beginnen eine wunderbare Diskussion über das Wie und Warum des Lesens, über das spezielle Verhältnis des Lesers zu seinen Büchern. Ein Leser meint dazu:
„[…] ogni libro particolare deve trasformarsi, entrare in rapporto coi libri che ho letto precendentemente, divertarne il corollario o lo sviluppo o la confutazione o la glossa o il testo di referenza. Da anni frequento questa biblioteca e la esploro volume per volume, scaffale per scaffale, ma potrei dimostrarvi che non ho fatto altro che portare avanti la lettura d’un unico libro.“ (Calvino, „Romanzi e Racconti“, 1992, S. 866)
Beim wilden Rumstöbern nach Anmerkungen zu Calvinos Ideen bin ich auf die Seite der Initiative „Oilproject“ gestoßen. Dort findet man eine Reihe von Erklärungen zu den Schriften von Italo Calvino, selbst einige Video-Interviews mit dem Meister sind frei verfügbar. Oilproject ist jedoch nicht nur eine Fundgrube für Calvino-Liebhaber, sondern deckt als Online-Schule auch viele andere Themengebiete ab.
Nemmeno se tu vuoi
Die zunehmende Altersdifferenz zu den Schülern merke ich auch bei der Behandlung von Liedern im Unterricht. Sei es Grönemeyers „Mensch“ oder Olli Schulz „Goodbye Spooky Girlfriend“, ich finde diese Stücke fantastisch, die Reaktionen der DaF-Schüler darauf sind jedoch meistens relativ lau. Andere Lieder wie „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens entwickeln sich dagegen erstaunlicherweise manchmal zu echten Ohrwürmern und werden von Schülern immer wieder angestimmt.
Während meines Erasmus-Semesters in Italien haben wir direkt zu Beginn des Italienisch-Kurses das Lied „Qualcosa di grande“ von Lùnapop gehört und bearbeitet. Man mag über das Lied an sich denken, was man will, jedoch war es für die Erasmus-Studenten der Song schlechthin. Bei jeder Feier wurde er mindestens einmal angestimmt und enthusiastisch mitgesungen. Vielleicht wird es dem einen oder anderen Italienisch-Schüler auch so gehen, wenn er das Arbeitsblatt zu „Qualcosa di grande“ bearbeiten wird. Es enthält den mit Lücken bestückten Liedtext, Aufgaben zum Vokabular und zum Leseverstehen sowie einen Schreibauftrag.
Die Reise endet
Meine Reise ins schulische Ausland ist beendet, ich werde nach Deutschland zurückkehren und dort hoffentlich bald meine Schulkarriere fortsetzen, optimalerweise mit dem Referendariat.
Die Ausrichtung meines Blogs wird sich deshalb vielleicht ein wenig verändern, in welche Richtung kann ich aber noch nicht genau sagen. Ich bleibe jedoch bei der Devise, dass ich nur über die Dinge schreiben werde, die meiner Meinung nach einen Blog-Eintrag wert sind. Sehr vage natürlich, aber das Medium Blog erlaubt ja auch solche inhaltlichen Sprünge.
Auf jeden Fall möchte ich nicht die Gelegenheit versäumen, allen Lesern dieses Blogs für das bisher in jeglicher Form entgegengebrachte Interesse zu danken. Jeder Blog-Schreiber würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er nur für sich schreiben würde.
Musikalisches
Nachdem mein letzter PC total abgeschmiert war und meine MP3-Sammlung mit sich ins Nirvana gerissen hatte, habe ich mich musikalisch vor allem bei Grooveshaark bedient und ich habe wieder relativ viel Radio gehört.
Anregende italienische Radiosender habe ich jedoch relativ lange gesucht, nun habe ich aber trotzdem einige Schmuckstücke gefunden. Beispielsweise steht beim WDR das Funkhaus Europa, unter anderem mit dem „Radio Colonia“, welches täglich einen erfrischenden Mix an Sprechbeiträgen und Musik anbietet. Zum 50-jährigen Bestehen von Radio Colonia wird derzeit auch der Wettbewerb „La mia Italia“ ausgetragen, bei dem man eigene mediale Beiträge einsenden kann.
Original italienisch ist dagegen Radio Italia, wobei ich hier die Oberfläche der Webseite als nicht sehr übersichtlich empfinde. Ein positiver Punkt stellt jedoch der umfangreiche Podcast-Bereich dar, wo man beispielsweise eine große Anzahl Interviews mit italienischen Musikern finden kann.
Etwas jugendlicher gestaltet sind Radio Deejay und Radio Monte Carlo. Gerade beim letztgenannten Radiosender findet man viele verschiedene thematische Kanäle, so spielt zum Beispiel ein Sender den ganzen Tag Songs von Jovanotti. Aber auch RMC Italia ist das Zuhören wert, dort wird die italienische Musik breit und vor allem kitschfrei präsentiert.
In der Zwischenzeit habe ich auch meine MP3-Sammlung wieder aufgefrischt, aber ich wollte ungern wieder zu Winamp zurückkehren. Bei der Suche nach einer Alternative bin ich auf foobar2000 gestoßen, mit dem ich nun höchst zufrieden bin: Es ist schnell, die Oberfläche spricht mich an und die Funktionsvielfalt ist beeindruckend. So gibt es eine Funktion, mit der man mit Hilfe der Songtags die Dateien nach Belieben umbenennen kann. Zu Winamp-Zeiten habe ich dies noch mit einem externen Programm machen müssen. Und durch eine enorme Auswahl an Plugins werden auch viele Extra-Wünsche (bei mir: Integration in MusicBrainz, Songtextsuche) erfüllt.