Auswahl

Während des Referendariats habe ich nur wenige Junglehrer getroffen, die dauerhaft in der Schule wohl nicht glücklich werden. Leider waren aber gerade diejenigen Referendare oftmals extrem beratungsresistent. Ich habe dann nachgedacht, ob ich als Ausbilder einem solchen Referendaren wirklich sagen würde, dass er sich besser nach einer Alternative zum Lehrerberuf umschauen sollte. Wahrscheinlich hätte ich nicht den Mut dazu. Das ist ein Armutszeugnis, schließlich trage ich auch eine gewisse Verantwortung für zukünftige Schülergenerationen, die sich dann mit diesem Dödel auseinandersetzen müssen.

An der TU München gibt es Auswahlgespräche für angehende Lehrer. Du bist geeignet als Lehrer, du eher nicht. Ich frage mich, wie das ein externer Gutachter so schnell bewerten kann. In einer halben Stunde kann man gut blenden, oberflächlich plaudern, an der Uni ist das Problem auch bekannt. Mein Vorschlag wäre eher wie folgt: Warum sollte nicht ein ehemaliger Lehrer des Kandidaten ein Gutachten erstellen? Vielleicht könnte man das mit einem Beratungsgespräch verknüpfen. Der Student in spe könnte natürlich einen Lehrer nach Wahl bestimmen. In jedem Fall hätte man dann ein pädagogisches Profil über den Kandidaten, an dem man in Praktika und Seminaren arbeiten könnte.

Mehr Kuchen

In meinen EF-Kursen habe ich letzte Woche die Quartalsnoten verteilt. Ich bin ein sehr gnädiger Verteiler von Noten zur Sonstigen Mitarbeit, die mieseste Zensur war eine 4.

Als Kontrast zu dieser Bewertung sollten die Schüler auch mich bewerten, natürlich „anonym“ (so weit es die Schrift erlaubt). Ich ging also die letzten Minuten raus, um die Quartalsnoten zu besprechen. In der Zwischenzeit durften die Schüler ihre Bewertung schriftlich festhalten.

Markantes von der Positiv-Seite: Tiramisù und Kuchen (jeweils nach den Unterrichtsbesuchen verteilt), Vorbereitung, Erklärungen, Klassenarbeit, abwechselungsreicher Unterricht, Internet-Hausaufgaben, neue Schuhe, Partner- und Gruppenarbeit.

Negativ: zu wenig Kuchen, Unterforderung im Italienischkurs (hätte ich nicht gedacht), zu viele Arbeitsblätter, Sandalen, schwierige Texte (im Philosophiekurs), zu viele Methoden, Partner- und Gruppenarbeit.

Mich freut zunächst, dass nichts Gravierendes auf dem Negativ-Konto steht (kann sich keine Schülernamen merken, zu streng, zu lasch, schlechte Erklärungen, Bewertung unklar…).  Auf der anderen Seite frage ich mich, wie ich die genannten Mängel ausgleichen kann. Es wird beispielsweise schwierig, mehr Binnendifferenzierung nur mit dem Lehrbuch zu betreiben. Dazu brauche ich häufig selbst gestaltete Arbeitsblätter. Und bei Themen wie Partnerarbeit oder Spielen scheidet sich die Schülerschaft, das würde ich nur sehr ungern einer meuternden Klasse  zuliebe opfern.

Morgen kommt mein Kernseminarleiter und schaut sich meine Italienisch-Klasse an. Ich bin auf die anschließende Besprechung gespannt. Und am Donnerstag ist dann Halbzeit bei den Unterrichtsbesuchen. Musikalische Empfehlungen meines Betreuungslehrers dazu: „Depressionen aus der Hölle“ oder „Was hat dich bloß so ruiniert“ von den Sternen.