In der Backstube

An einem der letzten Tage vor den Ferien gab es noch einen Projekttag, organisiert von der Schülervertretung. Zusammen mit zwei Kollegen boten wir einen Workshop „Internationale Kuchen“ an. Leider gibt es an unserer Schule keine Möglichkeit, irgendwo etwas zu backen oder zu kochen. „Früher“ ging das mal, wurde mir gesagt, aber jetzt muss man ausweichen. Ich finde das sehr schade, da das gemeinsame Zubereiten von Speisen (nicht nur nach John Dewey) eine spannende Erfahrung ist. Schüler werden sich vermutlich wesentlich intensiver an das gemeinsame Abendessen mit der verbrannten Lasagne und dem köstlichen Panna Cotta erinnern als an laue Restaurant-Dialoge im Klassenraum.

Im Rahmen des Projekttages sind wir jedenfalls auf eine Einrichtung der Stadt ausgewichen, mit geräumiger Lehrküche und allerlei Zubehör. Der Vorbereitungsaufwand war für uns Betreuer nicht ausufernd groß, aber trotzdem gab es ein paar Punkte zu überlegen:

  • Welche Rezepte nehmen wir? Wir hatten 16 Schüler aus verschiedenen Klassenstufen, die wir am Projekttag zum ersten Mal sahen. Ein Vorbereitungstreffen wäre natürlich besser gewesen, Schüler selber mal Rezepte suchen lassen, ging dieses Mal nicht. Ich habe dann ein wenig in der Stadtbibliothek recherchiert und aus „Jamie unterwegs – Geniale Rezepte gegen Fernweh“ haben wir eigentlich alle Rezepte übernommen, von süssem Couscous mit Pistazien und Aprikosenkompott bis hin zu schwedischen Blaubeerküchlein. Teilweise bestand jedoch erhebliche Zuckerschockgefahr!
  • Wer kocht mit wem? Das haben wir sehr einfach gehalten, jeweils drei bis vier Schüler mit einem Rezept ausgestattet und dann ging es los!
  • Wo kommen die Zutaten her? Auch hier hätte man das eigentlich auf die Schüler auslagern sollen, aber ohne Rezepte ist das natürlich schwierig. Also mussten wir die hiesigen Supermärkte und Kleinläden abgrasen, um wirklich alles im Topf zu haben. Blöd ist natürlich die Finanzierung, alles auf Vorschuss, auch die Miete für die Lehrküche (immerhin 60 Euro für den Vormittag). Bis jetzt habe ich noch keine Rückerstattung verbuchen dürfen, ist auch kein finanzielles Drama, aber das geht bei größeren Projekten schnell in einen Bereich, der für klamme Referendare kaum noch zu stemmen ist.

Spaßig war es trotzdem, ich war erstaunt, wie offen und gleichzeitig erzkonservativ Schüler nicht nur im Unterricht, sondern auch beim Essen sein können.  Zwei Jungs aus der sechsten Klassen haben das oben erwähnte Couscous zubereitet und insbesondere das Aprikosenkompott war wirklich göttlich: Sie haben die getrockneten Aprikosen eingeweicht, dann püriert und ganz spitzfindig mit Honig gesüsst, ein ganz spezielles Aroma mit den gerösteten Pistazien und dem Milch-Couscous. Für andere Schüler war diese Geschmacksexplosion aber wohl zu viel des Guten und nach zwei Bissen war Feierabend. Aber sowas muss man akzeptieren lernen, gerade in einem schulischen Umfeld, viel wichtiger; vielleicht war es für die beiden Jungs (und andere Schüler) ein Kick-Moment, weiter in der Küche emsig tätig zu sein und Lust auf neue Geschmäcker zu entwickeln!

Projektweise

Es wird langsam hektisch bei uns Referendaren. Bis Anfang Juni haben einige von uns noch drei Unterrichtsbesuche abzuleisten. Das ist nicht nur per se viel Arbeit, sondern erfordert gleichfalls ein Haufen organisatorisches Geschick, da der Mai mit Feiertagen und außerschulischen Aktivitäten ein äußerst zerstückelter Monat ist. Da kann ich mich glücklich schätzen, dass bei mir nur noch ein UB ansteht. Nach den Osterferien hat sich jedenfalls eine Unmenge an Arbeit angesammelt, garniert mit Hochs (fantastische Stunde im Ausbildungsunterricht beim Schulleiter, eine Schülerin von mir erhält ein Stipendium) und Tiefs (miese Stunde im Ausbildungsunterricht beim Schulleiter, grausam lange Lehrerkonferenz).

Derzeit arbeite ich in fast allen Kursen stark projektorientiert (ich mag das Wort „Projekt“ nicht, aber eine Alternative ist mir bis jetzt nicht eingefallen). Mein Kurs Praktische Philosophie beschäftigt sich mit dem Themenfeld  „Natur“, der EF-Kurs darf sich an Kulturkritik reiben und im Italienisch-Kurs lasse ich thematische Rundgänge durch Venedig erstellen. Unsere Ausbildungsleiterin meinte, dass gerade in einer solchen Spätphase des Schuljahres solche Arbeitsphasen für alle Beteiligten eine Wohltat sind, wenn die Rahmenbedingungen (Themenfindung, Zeitraum, Produkt, Rückmeldung) transparent geregelt sind. Kann ich nur bestätigen.