Bruchbude

Die Online-Varianten von „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ widmen eine Rubrik ihrer Online-Ausgabe dem Thema „Schule“. Die dort vorzufindenen Themen werden dort eher nach dem Zufallsgenerator als nach pädagogischer Stringenz ausgewählt. Mal geht es um Tablets im Unterricht, dann wieder was über Flüchtlinge und zwischendrin was zum Lachen über verschiedene Lehrertypen.

Derzeit wird in „Zeit Online“ der Bauzustand deutscher Schulen durch die Mangel genommen.Es wird dort beschrieben, dass die Toiletten des Grasser-Gymnasiums in München ziemlich abgerockt sind. Für den nicht aus München stammenden Leserkreis eigentlich relativ uninteressant, wenn man nicht die besorgte Elternschaft einbeziehen würde: Also werden ein paar Fotos eines vollgeschmierten Klos  geschossen, ein Aufruf nach dem Schema „Bei wem ist es auch so schlimm/noch schlimmer?“ aufgegeben und damit neue Enthüllungen generiert, die teilweise bedenkliche Vergleiche mit Verhältnissen in Bulgarien oder an Hauptbahnhöfen suchen. Was bleibt beim Leser hängen? Schule als Bruchbude, wie kann man sich das nur als Lehrer oder Schüler antun? Es ist schwierig, einen gelassenen Eindruck zu schildern: Kein Leser wird explizit an „Die Zeit“ schreiben, dass sein Zögling in jeder großen Pause gerne auf die Schultoilette geht.

An meiner neuen Schule wird in den nächsten fünf Jahren alles umgebaut, die neue Aula wird kommende Woche eingeweiht. Von Investitionsstau keine Spur (mehr). Davon aber liest man nur in der Lokalzeitung.