Gerade am Ende des letzten Schuljahres war ich mit meinen Schülern oft im Informatik-Pool. Wir haben dafür zwei Räume, rund ein Viertel der Belegung entfällt auf Informatik-Kurse oder MINT-Gruppen. Ich habe fast nie Probleme, zumindest einen Pool für meine Lerngruppen in Erdkunde und Italienisch zu bekommen. Eine Klasse 5 hat im März zum ersten Mal den Pool gesehen, von Schülern der Klasse 10 bekam ich den Hinweis, dass sie gerne öfters mit den PCs arbeiten würden.
Das ist also auch Schule fernab der hitzigen Diskussionen um digitale Bildung, bei uns spielt sich noch viel im Klassenraum ab und wenn etwas digital heiß läuft, dann ist es der tragbare Beamer mit DVD-Player. Wir haben auch Notebook-Wagen, die sauber konfiguriert sind, aber sie werden nur von der naturwissenschaftliche Fraktion genutzt. Der Rest hat Angst vor der Konfiguration und vor der Fehlerbehebung.
Ein Aufenthalt mit einer Lerngruppe im PC-Pool kann anstrengend sein, mit einer Klasse 5 ist es ein Himmelfahrtskommando:
Anton: „Ich will an dem PC vorne links, aber da sitzt jetzt Charlotte.“
Kevin: „Können Sie mir zeigen, wie ich bei Impress das Objekt nur aus drei Ecken einfliegen lassen kann?“
Paula: „Wo schalte ich den Computer an?“
Diese Äußerungen kommen innerhalb einer halben Minute. Der Rest ist wohl viel exploratives Lernen, ich kann und will das nicht frontal lenken. Die Steuerung der Lerneinheit erfolgt über meinen Auftrag, danach bin ich im Raum unterwegs, werde in meiner Laufrichtung durch die hochgestreckten Arme gesteuert und kenne am Ende der Stunde den Stand aller Lerngruppen: Wer hat sich rasch auf ein Thema einigen können? Wo sind die Experten für Grafiken? Wer hat Pech mit der Technik? Wer hat nicht abgespeichert? Ich erlebe so etwas wie einen Flow bei manchen Schülergruppen, weder Langeweile noch Überforderung sind spürbar, die beiden Todfeinde aller Lernprozesse.
Am Ende kommen teilweise sehr erheiternde Präsentationen heraus, die Karteikarten sind meine Entdeckung des letzten Schuljahres: Die Arme haben zu tun, die Schüler fühlen sich wichtig, also stehen keine Schlaffis vor der Klasse, Struktur und Zuschauerkontakt halten sich die Waage. Feedback gibt es auch, mir ist es oft zu weich und greift nicht das heraus, was besser gemacht werden könnte. To-Do für das nächste Schuljahr.